Die Anfänge des Grazer Landhauses liegen in einem ehemaligen Bürgerhaus in der Herrengasse, das die Steiermärkischen Stände 1494 zur Abhaltung ihrer Versammlungen erwarben. Bereits an der Wende zum 16. Jh. war jedoch die Zeit für eine Vergrößerung dieser Niederlassung reif: Einerseits setzten neue, umfangreichere Verwaltungstätigkeiten ein, andererseits verstärkte sich das Bedürfnis nach einem Versammlungsort, an dem man der Würde entsprechend repräsentieren konnte. Es sollte rund 150 Jahre dauern, bis der Komplex von Land- und Zeughaus durch Kauf einiger Häuser und Zubauten in mehreren Etappen vollendet war.
Zunächst fand eine Erweiterung des Areals zur Schmied- und Landhausgasse (damals Badgassl) hin statt. Um 1500/10 muss der Trakt in der Schmiedgasse 5 entstanden sein. Seine Fassade zeigt bereits die frühe, teils noch mit gotischen Elementen vermengte Renaissance und zählt somit zu den ersten Bauten dieses neuen Stiles in unserer Region. Dieser Teil besaß ebenerdig eine dreijochige Säulenhalle, die sich in den Hof öffnete. Später wurde sie zugemauert, doch heute sind die Säulen wieder freigelegt. Anschließend daran kauften die Stände 1519 das Prueschinkh'sche Freihaus (Landhausgasse/Schmiedgasse) und ließen hier den Trakt mit dem Rittersaal im ersten Stock errichten. Alte Quellen belegen, dass 1527 ein „welscher" (d. h. italienischer) Maurer und 1528 die Comasken Balthasar, Hanns und Sebastian Walch beschäftigt waren. Eine Inschrift an der Fassade in der Schmiedgasse gibt an, dass dieser Teil 1531 fertig gestellt war. Ebenerdig liegt unter dem Rittersaal eine zweischiffige Säulenhalle, die mit der ersten verbunden war und hofseitig ebenfalls Arkadenöffnungen aufwies. Von der Pracht dieses Raumes kann man sich heute noch überzeugen. Der so entstandene kleine Hof schließt mit dem Flügel, in dessen erstem Obergeschoß die Landstube liegt, ab. Eine Durchfahrt, die noch spätgotische Steinportale enthält, verbindet ihn mit dem großen Hof.
1534 erfolgte der Zukauf eines Hauses in der Herrengasse, wo es schon die Kanzlei der Landstände gab, womit erstmalig das gesamte Areal zwischen Herren-, Landhaus- und Schmiedgasse den Steirischen Ständen gehörte. Der Platz für ein stattliches Palais, das zur Repräsentation diente, war damit geschaffen. 1555 beschloss der Landtag, den „welschen" Architekten Domenico Dell'Aglio (auch: dell'Allio, De Lalio; gest. 1563 in Graz) mit dem Neubau des Palais zu beauftragen. Dieser war schon um 1554 mit Arbeiten an der Burg beschäftigt gewesen, unter anderem mit der berühmten, heute leider nicht mehr erhaltenen Prunkstiege.
Das Landhaus in der Herrengasse wurde in den Jahren 1557 bis 1564 nach Dell'Aglios Plänen errichtet. Die strenge Fassade umfasste ursprünglich nur sieben Achsen, sodass das Portal in der Mitte lag. Gekuppelte Rundbogenfenster bilden das wichtigste dekorative Element an diesem Renaissancepalast venezianisch-lombardischer Prägung. Seine eigentliche Schönheit entfaltet sich erst im Hof, den Dell'Aglio an Nord- und Ostseite mit Arkaden toskanischer Ordnung in allen drei Geschoßen gestaltete.
Die weitere Baugeschichte des Landhauses zeigt, dass der nun vorhandene Komplex bald nicht mehr den Ansprüchen der Stände genügte. Denn schon 1581 bis 1584 waren die Brüder Antonio und Francesco Marmoro (eingedeutscht: Marbl), die der Werkstatt Dell'Aglios entstammten, damit beschäftigt, das Gebäude in der Herrengasse um vier Achsen zu verlängern. Dieser Teil ist an den schmäleren Fensterachsen erkennbar. Auch die Arkaden im Hof wurden völlig im Stil Dell'Aglios fortgeführt.
Das 17. Jahrhundert brachte die Errichtung des Landeszeughauses. 1642 wurde Antonio Solar damit beauftragt und schon 1644 war dieses fertig gestellt. Bevor das Zeughaus gebaut war, waren die Waffen und Rüstungen im Landhaus selbst, und zwar im Mezzaningeschoß und auf den Dachböden sowie in den Stadttoren aufbewahrt worden. 1645 wurde an das Landhaus noch eine Achse mit dem zweiten Portal angefügt, sodass ein Verbindungstrakt zum Landhaus zustande kam.
Eine große Veränderung ergab sich für den Hof des Landhauses 1888/90, als nach Plänen Hermann Scanzonis ein frei stehender Arkadengang zum Abschluss des Hofes errichtet wurde. Die Vollendung der dreiflügeligen Arkadenanlage ist also dem 19. Jahrhundert zuzuschreiben.
Bemerkenswert ist der marmorne Ziehbrunnen mit der Brunnenlaube aus Bronzeguss von Antonio Marmoro und den Rotgießern Marx Wening und Thomas Auer, deren Signatur sich mit der Datierung 1590 an den Säulenplinthen finden lässt. Die Brunnenlaube wird aus Nereiden, Fischen mit Knaben und Weinlaub in einem komplizierten Geflecht gebildet und von einem Krieger mit einer Fahne mit dem Steirischen Panther (diese aus dem 19. Jh.) bekrönt.
Quelle: http://www.landtag.steiermark.at/cms/ziel/8530975/DE/
Lesen Sie hier mehr über die Landhausgasse.
Lesen Sie hier mehr über das Landhaus Graz.
Hier geht es zum Videointerview "Das italienische Graz", das sich (auch) auf die Landhausgasse bezieht.